Eine intensive Woche mit Höhen und Tiefen liegt hinter mir und versuche die Erlebnisse zu ordnen.
Sieben Everestings, an sieben verschiedenen Bergen, innerhalb von sieben Tagen muss nicht nur der Körper, sondern auch der Verstand verarbeiten. So viele Erlebnisse, die komprimiert für ein halbes Leben reichen würden. Aber fangen wir mal von vorne an.
Jahrelang bin ich irgendwelchen „pseudo Titeln“ wie 12- oder 24h MTB Welt-, Europa- oder auch Deutscher Meister hinterhergefahren. Ich habe viele Rennen gewinnen dürfen und sobald ich an der Startlinie von Ultrarennen stand, zählte ich zu den Favoriten. Trophäen sammeln war aber nie meine Leidenschaft, sondern liebte es meine eigenen Grenzen zu erfahren und Duelle zwischen Mitstreitern brachten mich immer an die absolute Leistungsgrenze.
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Bei meiner ersten Teilnahme einer Charityveranstaltung von „Besi & Friends“ im Jahr 2016 lernte ich aberkennen, für was solche Titel wirklich zu gebrauch sind. Meine Pokale und Meistertrikots liegen allesamt irgendwo in einer Kiste auf dem Speicher aber als damals amtierender 12h Weltmeister war ich mit dem Meistertrikot am Start der Spendenveranstaltung „12h Hohler Buckel“. Es galt 12 Stunden lang Höhenmeter und damit Spenden zu sammeln. Dabei bekam ich hautnah mit, welch motivierende Wirkung mein Meistertrikot auf die Mitfahrer und Mitfahrerinnen hatte. Ich bin bei weitem keine Berühmtheit, aber es gab den MS, ALS oder Parkinsonerkrankten ein großartiges Gefühl, dass (irgend) ein Weltmeister mit ihnen zusammen am Start stand. Das erste Mal in meinem Leben wurde mir bewusst, für was solche Titel wirklich gut sind. Es ist nicht die Selbstbeweihräucherung die Einzelsportler im Regelfall anstreben, sondern Mut und die Hoffnung, niemals aufzugeben, die es spendet. Ich wollte aber bald mehr machen als „nur“ an Benefizaktionen Teil zu nehmen. Ich wollte selbst tätig werden und überlegte mit Multiple Sklerose Erkrankten, was man unternehmen könnte, um Autoimmunerkrankungen mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Es sollte etwas mit Radfahren sein, da radeln die Symptome verbessern oder die unheilbaren Krankheiten hinauszögern kann. 2019 war es dann soweit ich veranstaltete einen Guinnessrekordversuch, bei dem ich innerhalb von 24 Stunden die meisten Höhenmeter mit dem MTB gefahren bin. Dabei wurde ein Grillfest, mit Live-Bands organisiert und wir planten mit ca. 200 Zuschauern. Tatsächlich waren dann aber 2.000 Menschen an der Strecke und es war ein enormer Erfolg.
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Schnell war mir klar, dass ich mit etwas Abstand eine weitere großartige Veranstaltung wie diese unternehmen wollte. Doch wie es im Leben so ist, kommt es immer anders als man denkt. Zunächst hatte die Pandemie die Welt im Griff und Veranstaltungen waren nicht möglich. Ich hatte zwar schon das SEVEREST Projekt im Kopf aber erkrankte dann selbst an COVID. Nach meiner Erkrankung 2021 stellte ich im Intervall-Training einen maximalpuls von 230 Schlägen pro Minute fest. Das ist eigentlich unmöglich und tat es zunächst als Messfehler ab. Doch auch bei einer Leistungsdiagnostik mit kalibrierten Messgeräten ergab selbe Messwerte. Ich suchte im Nachgang mehrere Ärzte auf aber bekam immer dieselbe Diagnose.
„LONG COVID“!
Als Kassenpatient ist man allerdings in Deutschland natürlich nicht als Erster an der Reihe, so dass sich das Prozedere bis 2022 hinzog. Dann hatte ich aber auch schon Herzrhythmusstörungen in Ruhephasen. Es ist ein beklemmendes Gefühl, nachts im Bett zu liegen und das Herz teilweise 3-4 Sekunden nicht schlagen zu hören. Ich meine damals hatte ich ohnehin einen Ruhepuls von teilweise 32 Schlägen pro Minute, aber das war wirklich nur absolut austrainiert der Fall. In dem Trainingsstadium befand ich mich aber bei weitem nicht und war einfach nur beängstigend. Man fühlt sich machtlos und gefangen im eigenen Körper. Einschlafen ist fast unmöglich, nicht zu wissen, ob man die Nacht überlebt. Dennoch gab es von allen Ärzten immer wieder Endwarnung, dass man sich nicht zu viel Gedanken machen solle. Ich habe am eigenen Körper erfahren, wie sich Autoimmun- oder Neurologisch Erkrankte fühlen müssen. Gefangen im eigenen Körper zu sein und teilweise „belächelt“ zu werden, dass die Symptome nicht so schlimm wären.
Erst ein Besuch in der renommierten Herzklinik in Bad Krotzingen und einwöchigem Langzeit-EKG, bei vollem Training ergab Klarheit. Die Theorie war, dass der Sinusknoten durch die CORONA-Erkrankung angegriffen wurde und die elektrischen Impuls nicht mehr eindeutig an den Herzmuskel geleitet werden. Mir wurden drei Optionen unterbreitet.
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Ich endschied mich für die dritte Möglichkeit, obwohl mir durchaus bewusst war, dass vieles schief gehen könne und sich mein Leben ebenfalls nachhaltig verändern würde.
Von meinem Krankenzimmer aus hatte ich einen wundervollen Blick auf den Schwarzwald, zum Hochblauen oder den Belchen und mir war klar, dass ich wieder auf diese Berge radeln wolle. Mit dem Projekt SEVEREST weit im Hinterkopf, wollte ich nicht aufgeben und an meiner Gesundheit arbeiten.
Im selben Jahr hatte ich bereits wieder an Etappenrennen meiner Lieblings-Veranstalter der Familie Sauser teilgenommen. Dies aber immer im letzten Startblock und habe mir auf dem Rad-Computer nur den Puls anzeigen lassen, um wirklich in moderatem Tempo zu fahren. 2023 war dann der Fokus auf dem Wohnungsumbau, der sich allerdings noch bis im März 2024 hinzog.
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Nach vielen Test und scouting von möglichen Strecken war mir klar, dass ich das Projekt SEVEREST im Jahr 2024 angehen wollte. Durch den Umbau war allerdings keinerlei Zeit für Sport und war nur sehr sporadisch auf dem Rad unterwegs. Die 13 Geschäftsreisen im Jahr 2023 waren natürlich ebenfalls nicht unbedingt hilfreich für die Umsetzung des großen Sportvorhaben. 1994 fand das aller erste Everesting statt und ich wollte das 30jährige Jubiläum unbedingt für das Marketing nutzen. Der Plan stand und wenn ich mir ein solches Projekt in den Kopf setze, dann bin ich auch nicht davon abzubringen. Die aller erste Trainingseinheit im August 2023 hat mich aber schnell auf den Boden der Tatsachen gebracht. Eine sehr lockere 6km Jogging Runde mit zusammen mit meiner Schwester war eigentlich schon zu viel und ich hatte zwei Tage lang Muskelkater. Wenn man so lange keinen Sport gemacht hat, ist eben auch nicht mehr viel zu erwarten. Nach der OP und dem Umbau war ich am absoluten sportlichen Tiefpunkt angelangt. Ich musste die Sache also sehr behutsam angehen.
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Zunächst begann ich mit weiterhin lockeren Jogging Einheiten und trainierte auch „nur“ jeden zweiten Tag. Nach jeder Einheit absolvierte ich ein kurzes Dehnprogramm, auf das ich die gesamte Trainingszeit nicht verzichtet hatte. Der Sehnen, Muskeln und Gelenke waren total eingerostet. Zunächst trainierte ich zwei Wochen am Stück, jeden zweiten Tag und dann eine Regenerationswoche. Ab Dezember hatte ich ein Trainingspensum erreicht, bei dem ich fähig war drei Wochen am Stück täglich zu trainieren. Dann war es im Regelfall so, dass ich drei Trainingstage und einen Regenerationstag hatte. Zu dieser Zeit waren wir allerdings immer noch in der Umbauphase und dies zog sich noch bis Ende März 2024 hin. Ich arbeitete also bis 16/17 Uhr in der Firma, aß kurz eine Kleinigkeit auf der Baustelle, war dort am Werkeln bis ca. 22/23 Uhr und habe dann noch trainiert. Samstags war ich selbst verständlich den ganzen Tag auf der Baustelle, da das der Tag war, an dem ich am meisten erledigt bekommen habe. Dennoch war ich nebenher enorm auf das Projekt SEVEREST fokussiert. Die wenigsten haben allerdings davon mitbekommen, da es eigentlich „nebenher“ lief. Mir war klar, dass ich das nicht allein stemmen könne und versuchte externe Hilfe ins Boot zu bekommen. Ich hatte Kontakte zur Belchen Tourismus GmbH und durfte dort das Projekt dort vorzustellen. Das war enorm wichtig, um weitere Kontakte zu bekommen. Im Februar 2024 hatte ich dann die Chance das SEVEREST Projekt der Schwarzwaldtourismus GmbH vorzustellen. Dort wurde ich dann erneut auf den Boden der Tatsachen gebracht, da Fragen aufkamen, an die ich bisher nicht gedacht hatte. „Was ist, wenn ich es nicht schaffe?“, „was wenn ich stürze oder einfach nicht mehr kann?“, „ist das überhaupt möglich und das auf den Strecken?“, . . . .
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Fragen über die ich mir bisher keinerlei Gedanken gemacht hatte. In meiner Vorstellung ist es absolut machbar, es geht nichts schief und im Allgemeinen ist der Schwarzwald super schön. Die Bedenken waren allerdings durchaus berechtigt. Die Chance zu scheitern war wohl höher als es zu erreichen. Vor allem wenn man meinen damaligen Trainingszustand und meine körperlichen Voraussetzungen betrachtet. Naja, auch die Strecken waren eigentlich für ein Rekordvorhaben enorm ungeeignet. Aber das war für mich nicht wichtig. Für mich stand fest, ich wolle an 7 Tagen, einige der schönsten und berühmtesten Schwarzwaldanstiege befahren. Das Projekt SEVEREST zielte zu keiner Zeit auf irgendeinen Rekord ab, sondern sollte einzig und alleine dem Zweck dienen. Ich wollte mit der Aktion auf neurologische und Autoimmunkrankheiten wie MS, ALS oder Parkinson aufmerksam machen. Wenn ich gesagt hätte, ich befahre x mal einen x beliebigen Anstieg, hätte das keine interessiert und hätte sich auch niemand identifizieren können. Ein Everesting Rekord mit dem Fahrrad lässt sich zudem beim Guinnessbuch der Rekorde ebenfalls nicht anmelden, sondern es wurden die „meisten erklommenen Höhenmeter mit dem Fahrrad innerhalb einer Woche“ angemeldet. Eine Zahl von ca. 65.000 Höhenmeter kann sich aber ebenfalls niemand vorstellen, selbst wenn man es mit der Tour de France (53.000hm in 3 Wochen) vergleicht. Die wenigsten von uns sind schonmal die Tour de France mitgefahren. Radsportler können aber sehr wohl etwas mit Everesting anfangen und selbst Leihen können sich mit den Anstiegen identifizieren. Die Anstiege des Hochblauen, des Belchen, Schauinsland, Kandel, Zuflucht, Hornisgrinde oder Rote Lache sind sehr vielen bekannt, auch wenn sie die Anstiege nur vom Wandern oder E-Bike kennen. 7 Tage, 7 Berge, 7 Everestings hört sich auch deutlich besser an, als „die meisten Höhenmeter innerhalb irgendeiner Zeit“. Naja, und Projekt SEVEREST kann sich auch jeder merken.
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Nichtsdestotrotz hatte ich mit viel mehr Unterstützung gerechnet aber außer Kontakten, war leider niemand bereit mehr zu geben. Ich hatte also in der Zeit zwischen Februar und Juni neben allem anderem, alle Hände voll zu tun, Kontakte zu knüpfen. Ursprünglich hatte ich auch insgeheim gehofft, eine öffentliche Veranstaltung daraus zu machen aber der Aufwand in Deutschland für so etwas ist einfach viel zu groß. Sechs verschiedene Landratsämter, Beschilderungs-, Ausschankgenehmigung, GEMA, Sanitäter, WC’s, Naturschutzgebiete und vieles mehr hätte man klären müssen. Das ist für ein Eventmanagement schon ein Fulltimejob und für mich als Hobbysportler, im Umbau und 100% Job absolut nicht durchführbar. Es war also keine öffentliche Veranstaltung und ich war theoretisch ein Radler, der auf öffentlichen Straßen eine Radtour macht, während mich einige Freunde begleiten. Ende März erreichte das Training dann auch ein Stadium, in dem ich dann schon bis zu 22 Stunden pro Woche trainierte. Mir war klar, dass eine weitere Steigerung des Umfangs neben dem Umbau unmöglich war. Also setzte ich alles daran, die Bude so weit fertig zu bekommen, dass die Bäder fertig, elektrisch alles soweit angeschlossen, Wasser vorhanden, Böden verlegt und Wände gestrichen waren. Zumindest mal ein Stand, damit wir einziehen konnten und ich den Fokus nun neben dem Job voll auf das Training legen konnte. Das bedeutete dann täglich zwei Trainingseinheiten und wenn man das obligatorische Dehnen dazu zählt, sogar vier Mal täglich.
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Bis April bestand mein Training vorwiegend aus Laufeinheiten gepaart mit einigen Intervallen auf dem Smarttrainer. Durch das Lauftraining konnte ich den Zeitaufwand deutlich reduzieren. Um denselben Trainingseffekt wie eine zweistündige Laufeinheit zu erzielen, hätte ich zwischen 4-5 Stunden radeln müssen. Dennoch war mir klar, dass ich spätestens zwei Monate vor dem Event spezifisch auf dem Rad trainieren müsste, um den Körper an die Sitzposition zu gewöhnen. Ab April standen also spezifische Radeinheiten auf dem Plan. Ich absolvierte lange Traininghsfahrten und war überrascht, dass ich zu dieser Zeit schon ohne Probleme fähig war, mehr als 200km zu fahren. Ein Standarttraining gab es dabei nicht und versuchte den Körper täglich von neuem zu überraschen. Lange Laufeinheiten, Treppenläufe, lange Radeinheiten, Dehnen, Maximalkraft, Yoga, HIIT-Training oder Stabi-Übungen. Ebenfalls spielte ich mit der Regenerationskomponente und hatte teilweise zwei harte Intervalltrainings täglich oder zwei Ausdauereinheiten. Im April besuchte ich auch meinen Freund Andreas in München, der an MS erkrankt ist und mich bei dem Projekt SEVEREST vor Ort unterstützen wollte. Ich fuhr also freitags 360km mit dem Rennrad und Gepäck zu Ihm (Ø 30,1km/h), absolvierte Samstags am Morgen ein Stabiprogramm und abends Bergintervalle. Am Sonntag radelte ich 380km nach Hause (Ø 29,8km/h) und sammelte wichtige Erkenntnisse über meine Regeneration. Das war enorm wichtig, da die Regeneration zwischen den einzelnen Everestings der Schlüssel zum Erfolg sein sollte. Bis Anfang Mai war ich allerdings kein einziges Mal längere Berge gefahren oder habe spezifische Bergeinheiten absolviert.
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Der Mai war geprägt, von vielen Feier- und Brückentagen, die ich für das Training und Vorbereitung nutzen wollte/musste. Im Mai bin ich dann auch in den Bergen eskaliert und bin keinen einzigen Meter flach gefahren. Ausdauereinheiten wurden ausschließlich in meiner Heimat im Schwarzwald absolviert. Mein Wohnort Hasel eignet sich dabei perfekt für das Training. Am Fuße des Schwarzwalds gelegen, habe ich alle Möglichkeiten und kann flach in der Rheinebene oder direkt aus der Haustüre 600 Höhenmeter am Stück meinen Hausberg erklimmen. Ich wusste, dass meine Ausdauer auf einem enorm hohen Level war und hatte nun nur noch eineinhalb Monate Zeit, um ordentlich Power in meine Beine zu bekommen. Kraftausdauer an langen Anstiegen, Maximalkrafttraining, Bergsprints und Treppenläufe sollten dabei helfen, aus einem Flachlandtiroler eine echte Bergziege zu machen. Das nasse Wetter machte die Vorbereitung allerdings teilweise sehr mühsam. Ich habe keine Ahnung wie viele Stunden ich im Siff verbracht habe aber selbst im Mai hatte es oberhalb von 800m noch keine Blätter an den Bäumen, weil es teilweise noch geschneit hatte. Dennoch absolvierte ich mein aller erstes klassisches Everesting und war danach platt wie eine Briefmarke. Es war für mich kaum vorstellbar sowas eine Woche lang, täglich zu wiederholen. Deshalb war mir klar, dass ich zwei oder drei Tage hintereinander fähig sein müsse, ordentlich Höhenmeter zu schruppen. Ende Mai, Anfang Juni absolvierte ich also an einem Wochenende 7.000hm und einen Tag später 6.000hm, um den Körper vorzubereiten und das Regenerationskonzept zu testen. Im Nachbarort hatte ich perfekte Bedingungen dafür und platzierte mein Auto als Base Camp auf 900hm, bereitete alle Flaschen vorher vor, so dass ich unabhängig trainieren konnte. Am darauffolgenden verlängerten Wochenende absolvierte ich dann 7.000hm, 5.000hm und Sonntags 6.000hm. Dabei testete ich ebenfalls verschiedene Ernährungskonzepte, um in der SEVEREST-Woche nichts dem Zufall zu überlassen.
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Als Test absolvierte ich zudem die 24h MTB deutschen Meisterschaft in Rieste am Alfsee, ob wohl ich Bedenken wegen der unterschiedlichen Sitzposition auf dem MTB hatte. Das war allerdings eine perfekte Möglichkeit, das Ernährungskonzept im Rennbetrieb und höherer Belastung zu testen. Am Start war zudem der österreichische Profisportler Lukas Kaufmann, der sich in der Vorbereitung auf das Race Across America befand. Als Profisportler war mir klar, dass er das Niveau der Veranstaltung enorm anheben würde und freute mich mit dem erhöhten Druck darauf, meine Grenzen auszutesten. Das Wetter war zwar etwas dürftig und Höhenmeter hatte die Strecke ebenfalls in Norddeutschland keine aber die endlosen Deichauffahrten, machten das 24h Rennen zu einem Intervall-Exzess sondergleichen. An den kurzen extrem steilen Rampen war man genötigt 500 Watt zu drücken und bei den feucht, nassen Verhältnissen spielte die Bike-Beherrschung eine große Rolle. In der ersten Runde hatte ich einen kleinen, aber folgenschweren Sturz und schürfte mir die Hüfte auf. Im Eifer des Gefechtes des Rennens bemerkte ich das wahre Ausmaß des Sturzes allerdings erst nach dem Rennen. Durch den Sturz verlor ich allerdings den Kontakt zum führenden Lukas aber der Abstand zu den weiteren Mitstreitern war bereits enorm, so dass ich eigentlich das gesamte Rennen über allein im Wind ackern musste. Bei der hohen Anfangsgeschwindigkeit von Lukas, ging ich davon aus, dass er mich bereits nach 3 Stunden überrunden musste, aber dies blieb zum Glück aus. Ich war super unterwegs, hate enorm Druck auf der Kette, das Ernährungskonzept ging perfekt auf und hatte bis auf den Sturz keinerlei Probleme. Mit einsetzen der Dunkelheit begann es dann aber enorm zu regnen und die Strecke wurde Runde für Runde schlammiger. Durch das hohe Tempo hatte ich aber zum Glück keine Probleme mit der Kälte und hatte eigentlich trotz des Schlamm mega großen Spaß. Gegen Hälfte des Rennens hatte ich dann allerdings einen platten Reifen und musste diesen bei Starkregen, Wind und im tiefsten Matsch beheben. Ab dem Zeitpunkt verschlimmerte sich die Streckensituation erheblich und ich hatte mehrere kleinere Stürze. In Stunde 13 beratschlagte ich mich mit meinem Team bestehend aus meiner Frau Tamy und meinem Schwiegervater Elmar wie es ihnen geht. Ich fühlte mich noch super aber die Streckenverhältnisse waren besorgniserregend. Als ich mitbekommen hatte, dass unsere beiden Nachbarn im Fahrerlager den Arm und der andere das Schlüsselbein gebrochen hatten, gingen bei mir die Alarmglocken an. Ich wollte für das Projekt SEVEREST nichts riskieren und ein 13 Stundentest war auch schon aussagekräftig. Da ich mich aber noch super gefühlt hatte, war es dennoch eine schwere Entscheidung, das Rennen abzubrechen. Beim Ausziehen der schlammigen Klamotten wurde das Ausmaß des Sturzes in der Anfangsphase des Rennens sichtbar. Die Hüfte war komplett aufgeschmirgelt, blutete und war verdreckt. Es gibt schönere Situationen, als nachts unter der Dusche eine offene Wunde zu reinigen. Das Rennen habe ich zwar super verkraftet aber die Wunde sollte mich noch ein paar Wochen beschäftigen.
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Beim Radsport zählen ähnliche Attribute wie bei der Formel 1 und es gibt auch nichts drumherum zu reden. Kilo pro PS. Je leichter das Gesamtsystem und je mehr Power vorhanden ist, desto schneller ist man am Berg. Der Körper wurde also noch einmal final abgespeckt und das Bike sollte ebenfalls einer Abnehm-Kur unterzogen werden. Das Bike wurde von SRAM Red zweifach, auf eine THM Einfachkurbel umgebaut und mit einer SRAM Force Schaltung kombiniert. Um eine große Varianz zu bekommen entschied ich mich für ein 38er Blatt von Garbaruk und einer 9-45 Kassette von Leonardi Racing. Der Stoll S1 Rahmen war mit 777g schon sehr leicht aber entschied mich mit dem TUNE Speedneadle 20tewnty für eine etwas schwerere Sattelvariante als der KommVor+. Für mich war allerdings nicht nur Leichtbau wichtig, sondern auch der Komfort und installierte unter dem Lenkerband sogar Gelpads. Die leichten und sehr steifen BikeAhead BiTurbo Road Laufräder (1189g) versprachen Kurvensteifigkeit und maximalen Vortrieb. Die Strecken des Hochblauen und Kandel waren gespickt mit Schlaglöchern und Flickenteppichen, so dass Reifenpannen eigentlich im Vorfeld schon vorprogrammiert waren. Deshalb war mir bewusst, dass ich zumindest für diese Etappen die „Seilspeichen-Laufräder“ von PiRope verwenden wolle. Diese federn Vibrationen erheblich weg und das Gewicht von 995g ist ebenfalls eine Benchmark. Der Bike-Umbau zog sich zwar bis zwei Tage vor dem Start hin, aber es war angerichtet und nachdem ich das Trainingsvolumen herb geschraubt hatte, war der Körper nicht mehr so sehr überlastet. Das Carboloading in der Woche vor dem Projekt EVEREST verlief ebenfalls perfekt und habe noch einmal knapp 3kg zugenommen. Das war wichtig, um ein wenig Reserven zu besitzen, da ich von einem hohen Kaloriendefizit ausgehen musste. Die Zeichen waren auf Angriff und ich war redy to rumble. Ein sehr langer Leidensweg lag hinter mir aber genau das spornte mich an, zu zeigen was möglich ist, wenn man nicht aufgibt und sich selbst fokussiert. Nach meiner Herzoperation, dem Umbau den ich aller größtenteils selbst durchgezogen habe, der endlosen Planung des Projektes, den vielen Trainingsstunden in der Dunkelheit, im Regen, bei Schnee, frühmorgens, bis spät in die Nacht oder schon bis in den nächsten Tag, auf Geschäftsreisen und offenen Wunden ein paar Wochen vor dem Event. Die langen Stunden allein auf dem Rad, die täglichen Schmerzen der hohen Trainingsbelastung und Verzicht von Genuss, sollten sich nun endlich bezahlt machen. Bis ins letzte Detail lässt sich allerdings bei solch einem Vorhaben nichts planen und selbst zwei Wochen zuvor musste ich eine Strecke wegen einer Straßensperrung komplett neu planen. Das Wetter war zudem ebenfalls eine Komponente, die sich nicht beeinflussen ließ. Eine spannende und intensive Woche war zu erwarten und ich war selbst gespannt, wie mein Körper die Strapazen verkraftet.
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Am Tag vor dem Event war noch einiges zu erledigen und zu richten. Eigentlich war mein Plan zu chillen, aber ich war wie immer bis zur letzten Sekunde am Organisieren, packen und richten. Andreas mein Freund, der an MS erkrankte, war extra aus München angereist und half das Auto zu beladen. Um 18 Uhr brachen wir zur ersten Lokation nach Badenweiler auf und trafen uns dort mit Ingo, der extra aus Dortmund angereist war. Er hatte mich im Vorfeld schon mit einem Gerät zur Elektrotherapie unterstützt, um meine Regenerationszeit zu verbessern. Zusammen mit meiner Frau Tamy waren wir dann italienisch essen und ich verdrückte drei Nudelgerichte. Im Team nennen wir das letzte Abendmahl vor einem großen Rennen immer „die Henkersmahlzeit“. Nach dem Essen entschieden wir uns mit den Autos auf den Gipfel zu fahren, um dort zu übernachten. Im Vorfeld war der Plan in Hotels zu nächtigen, aber das wäre täglich ein zu großer Aufwand mit ein- und auschecken gewesen. Deshalb hatten wir ein Wohnmobil für die Betreuer gemietet und ich würde nach den Etappen allein im Bus schlafen, damit ich die maximale Ruhe habe. Da das Wohnmobil aber erst am Montag zur Verfügung stand, reisten meine Schwiegereltern damit erst im Laufe des ersten Etappentag von der Ortenau an. Unser Kameramann Robert würde früh morgens mit seinem Motorrad anreisen, so dass wir eigentlich erst am kommenden Tag komplett waren. Andreas schlief derweil im Dachzelt seines Autos und war schon etwas hibbelig und aufgeregt. Ich konnte super schlafen aber hatte beim Einschlafen dennoch viele Dinge im Kopf. Das Wetter, das Material, die Ernährung, der Ablauf, evtl. Stürze und vor allem ob meine Form ausreicht.
Um 5 Uhr klingelte der Wecker und richteten uns am oberen Wendepunkt ein. Es war noch recht frisch und sah nach Regen aus aber das Wetter sollte erst einmal halten. Andreas und ich machen uns . . .
Der Bericht zum Ablauf des Projekt SEVEREST folgt!
Scrallen bringt erst einmal nichts
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